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Mile High Insights

Rezessionswarnung?

15.09.06

Rohstoffpreise purzelten in der vergangenen Woche auf der gesamten Breite, angeführt von Rohöl und Erdgas. Rohöl fiel um 4,4%. Der Oktober Futures Kontrakt schloss am Freitag bei $63,33 pro Barrel und damit um fast 20% unter dem Juli-Hoch von $79,-. Gold handelt mittlerweile bereits über 20% unter dem Mai-Hoch von über $700.- pro Feinunze. Der Dezember Kontrokt schloss am Freitag bei $583. Sind Rohstoffe nunmehr von einer Hausse (Bullenmarkt) in eine Baisse (Bärenmarkt) übergegangen?


Das Bild oben veranschaulicht besser als wortreiche Beschreibungen, was in den Rohstoffmärkten los ist. Der Commodities Research Bureau Index, welcher einen Korb von 17 Rohstoffen darstellt, brach innerhalb von 8 Wochen um ca. 20% ein. Der Index ist etwas überproportional in den "Soft Goods" wie Baumwolle oder Bauholz und den "Grains" wie Getreide oder Sojabohnen repräsentiert, statt in Industriemetallen (wie der CRB/Reuters Spot Raw Industrial Index) oder In Energie (wie der Goldman Sachs Commodities Index). Sie können mir jedoch glauben, dass die meisten Rohstoff-Charts ähnlich aussehen wie der obige. Was hat es also mit diesem Crash-ähnlichen Preisverfall auf sich? Wir wissen aus der charttechnischen Analyse, dass Bullenmärkte oft von kurzen aber scharfen Korrekturen unterbrochen sind, währned Bärenmärkte oft von kurzen aber scharfen Kurssprüngen unterbrochen werden. Die schiere Gewalt und Unberechenbarkeit dieser Korrekturen verbeisst viele Investoren und trägt somit zu der Grundfunktion eines Bullenmarktes bei, die da ist, mit möglichst wenig Investoren an Bord den Marsch nach oben fortzusetzen. Ist dies auch hier der Fall? Wie kann sich dessen sicher sein? Sehen wir uns einige fundamentale (im Gegensatz zu Chart-technische) Daten an: Die weltweite wirtschaftliche Expansion setzt sich ununterbrochen fort und mit dieser Expansion steigt die Nachfrage nach Rohstoffen. Diese Tatsache spiegelt sich u.a. im Baltic Dry Index (Bild unten) wieder. Der Baltic Dry Inex erreichte in der vergangenen Woche ein neues 52-Wochen Hoch von 4.200. Der Index wird von der Baltic Exchange in London geführt und reflektiert die Kosten, Rostoffe per Schiff zu transportieren. Der Index misst 24 Hauptschiffahrtsrouten und erfasst Kosten für Zeitcharter und Reisecharter für Supramax, Panamax und Capesize Schiffe im Trockenschüttgutverkehr. Offensichtlich verändern sich Verschiffungskosten je nach Menge der weltweit zu verschiffenden Güter. Je mehr Güter zu verschiffen sind, desto höher die Nachfrage und desto höher der Verschiffungspreis. Trockenschüttgut wie Kohle, Eisenerz oder Zement stellen oft das Anfangsstadium eines Produktionsprozesses dar, sodass der Baltic Dry Index oft als führender Wirtschaftsindikator angesehen wird. Marc Chandler, Chief Foreign Exchange Strategist für Brown Brothers Harriman, schrieb am Donnerstag in einem Artikel für TheStreet.com: "Viele Beobachter befürchteten, dass der Weltwirtschaft eine harte Landung bevorsteht, welche durch steigende Zinsen, haushohe Energiepreise und den bevorstehenden Bankrott des amerikanischen Verbrauchers durch das Platzen der Immobilienblase ausgelöst wurde. Diese Befürchtungen erscheinen unbegründet. Der Internationale Währungsfonds warnte davor, dass die stärkste globale Wirtschaftsexpansion der letzten 30 Jahre durch hohe Energiepreise und Preisverfall in den U.S.A. gefährdet sei. Diese Warnung erscheint bereits jetzt veraltet und die Gefahr einer harten Landung weicht nun dem Risiko in die andere Richtung nähmlich dass fallende Zinsen und fallende Rohstoffpreise Versorgungsengpässe in der Wirtschaft beseitigen und damit die Expansion eher beflügeln als beschneiden."


Lassen Sie uns ebenfalls nicht vergessen, dass China’s Wirtschaft im vergangenen Quartal um 11,3% wuchs. Dies stellt dass schnellste Wachstum in 12 Jahren dar. Die Wachstumsrate ubertruf die des ersten Quartals um ein ganzes Prozent und übertraf damit sogar die höchsten Erwartungen. Das offizielle Ziel der Zentralregierung in Peking beträgt 8%. Das rasante Wachstum liess erneut Befürchtungen aufkommen, dass die Regierung nicht in der Lage sei, das Wachstum dieser gewaltigen Wirtschaft einzudämmen. China benötigt nach wie vor Rohstoffe und ist willens und fähig, gutes Geld für diese Rohstoffe zu bezahlen. Dies bedeutet ebenfalls, dass Massengüter über die Schiffahrtsstrassen dieser Welt in Richtung China strömen und dass der Rest der Welt um Frachtraum konkurrieren muss. Das Ergebnis sind steigende Frachtraten. All dies sieht auf keinen Fall nach einer lokalen oder weltweiten Rezession aus. Und das Beste ist, dass zusammen mit den Rohstoffpreisen auch die Umlaufszinsen gefallen sind. Renditen für 10-jährige T-Bonds fielen seit July um 0,50% auf 4,79%. Einige sehr vorläufige Daten könnten darauf hinweisen, dass dies den U.S. Immobilienmarkt bereits stabilisiert. Interessanterweise zeigten Aktien von U.S. Eigenheimbauern in der vergangenen Woche die absolut beste Performance. Fallende Zinsen könnten auch den Eigenheimbesitzern mit variabel verzinslichen Hypotheken zugute kommen. Auch dies ist ein positiver Faktor für die U.S. Wirtschaft. Zudem ist der Zinsabfall langfristiger Kreditinstrumente nicht auf den amerikanischen Kontinent beschränkt. Europäische Umlaufsrenditen für 10-jährige Bonds fielen in den letzten 3 Monaten um 0,20%. In Japan fielen Umlaufszinsen für 10-jährige Regierungsanleihen um 0,13%. Dies sind zwar keine grossen Bewegungen, aber die Richtung ist wichtig. Der Gegenwind steigender Zinsen hat sich weltweit gelegt. Was also den Kurseinbruch in den Rohstoffmärkten angeht, so bin ich eher der Meinung dass diese durch widrige Umstände und durch massive Fehlspekulationen verursacht wurden. So leicht ist dieser Bulle nicht kleinzukriegen.

Hermann Vohs

Hermann Vohs ist President von Cales Investments, Inc., einem zugelassenen U.S. amerikanischem Broker-Dealer. Alle in diesem Newsletter präsentierten Materialien wurden gemeinhin zuverlässigen Quellen entnommen. Eine Garantie für die Richtigkeit dieser Materialien übernehmen wir jedoch nicht. Keine der in diesem Newsletter abgegebenen Prognosen dürfen als Kauf oder Verkaufsempfehlungen verstanden werden. Wir kennen Ihre persönliche finanzielle Situation nicht und werden uns daher hüten, Ihnen individualisierten Rat zu geben. Bitte sprechen zuerst mit Ihrem persönlichen Berater, bevor Sie Investitionsentscheidungen treffen. Unsere Empfehlungen können sich ohne vorherige Vorankündigung über Nacht ändern. Hermann Vohs und/oder Angestellte von Cales Investments, Inc. mögen von Zeit zu Zeit Long- oder Short-Positionen in den hier besprochenen Instrumenten halten. Hermann Vohs erreichen Sie unter der Telefon Nummer 001-303-765-5600.

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